Foucault – Überwachen und Strafen
Wir möchten vorerst unsere Veröffentlichung von anarchistischen Klassikern zur Staatskritik mit diesem Text abschließen. Michel Foucault (1926-1984) sah sich selbst nie als Anarchist, sein neues Verständnis von Macht als Herrschaftstechnik zur Disziplinierung beeinflusste aber viele Anarchist*innen. Während es im englischsprachigen Raum schon lange eine Auseinandersetzung um den Poststrukturalismus in der anarchistischen Szene gibt, unter dem Schlagwort Postanarchismus, wird diese Erweiterung unserer Theorie in Deutschland bislang ausgeblendet, daher veröffentlichen wir diesen Text.
Foucault hat viele bahnbrechende Theorien aufgestellt, wie das neue Begreifen des Staates als eigenständige Institution und Bestrafung als politische Praxis. (Während vor ihm Anarchist*innen in Anlehnung an Kropotkin und Bakunin den Staat fast ausschließlich nur als Stütze der Bourgeoisie und somit als Klassenstaat kritisiert haben). Als einer der ersten Autor*innen macht er damit auch auf die Lage der Gefang*innen aufmerksam und zeichnet ein ungeschöntes Bild der modernen Gefängnisse. Revolutionär ist vor allen Dingen sein Verständnis von Macht als Technik und Praxis. Er zeigt damit auf wie ab dem 17. und 18. Jahrhundert die Disziplinierung als Überwachung, Registrierung, Dressierung, Nummerierung und räumlichen Internierung in der gesamten Gesellschaft Einzug gehalten hat durch Gefängnisse, Fabriken, Schulen und Armeen. Seine Kritik an der Disziplinierung und an Autoritäten kann somit auch heute noch für alle Bereiche der Gesellschaft genutzt werden. Sein Werk gibt uns ein gutes Verständnis und wissenschaftliche Grundlage zu einer Kritik von Autoritäten und Strafen in unserer heutigen Gesellschaft.