Einführung in den Insurrektionalismus

Der heutige Text soll euch es euch ein wenig einfacher machen zu verstehen was gemeint ist mit Aufständigem Anarchismus oder Insurrektionalismus. Diese Revolutionsstrategie ist meist heiß diskutiert und wahrscheinlich kennt sie jede*r. Genauso hat wahrscheinlich jede*r eine Meinung dazu, die oft nicht auf fundiertem Wissen beruht sondern dem letzte Bekenner*innenschreiben auf Knack.news. Dieser Umstand ist sehr Schade, da nicht selten hinter Gewalttaten konkrete Strategien und Ideen stecken. Als gute Einführung in die Theorie des aufständigen Anarchismus funtioniert: https://anarchistischebibliothek.org/library/killing-king-abacus-einige-notizen-zu-aufstandischem-anarchismus

Dabei ist zusagen, dass dies nur eine Zusammenfassung darstellt und die Theorie diverser ist. Es gibt von eher kommunistischen über individualistisch-antizivilisatorische bis zu nihilistisch-terroristischen Anarchist*innen die den Aufstand als Methode anwenden wollen. Besonders spannend sind hier die Analysen die Insurrektionalist*innen über aktuelle Klassenkämpfe anstellen und wie wir in die sich häufenden spontanen Aufstände teilhaben sollten.

Dieser text soll helfen euch zu helfen bei der Fragen wie kann ich mich organisieren abseits von den großen Orgas, wie kann ich mein Bedürfnis zu rebellieren stragisch nutzen und hoffentlich euch motivieren militante Kleingruppen zu gründen, das aber unbedingt außerhalb der OAV.

weitere Lektüre: Werke Alfredo Bonanno https://mgouldhawke.wordpress.com/2022/12/17/intro-to-insurrectionary-anarchism/ oder die Werke des Unsichtbaren Komitees

Wenn ihr euer Wissen dazu vertiefen oder gleich in Diskussionen anwenden wollt kommt am 27.4. in die E127 zum Vortrag zur Antonomen Bewegung und Anarchismus nach 1945 oder am Freitag dem 28.4. ins Index zum Vortrag zum Insurrektionalismus.

1. DER STAAT WIRD NICHT EINFACH VERSCHWINDEN: ANGRIFF

Das Kapital wird nicht “dahinschwinden”, wie scheinbar viele Anarchist*innen annehmen. Angriff ist die Verweigerung von Mediation, sozialer Befriedung, Aufopferung, Entgegenkommen und Kompromiss.

Durch das Handeln und das Lernen zu handeln, und nicht durch Propaganda, öffnen wir den Pfad zum Aufstand, wenngleich Propaganda bei der Klärung, wie gehandelt werden sollte, eine Rolle spielt. Warten lehrt uns nur warten; erst durch das Handeln lernen wir zu handeln.

Die Kraft eines Aufstands ist sozial und nicht militärisch. Das Maß zur Beurteilung der Bedeutung einer generalisierten Revolte ist nicht die bewaffneten Konfrontation, sondern im Gegenteil das Ausmaß der Lähmung der Wirtschaft, der Normalität.

2. SELBSTBESTIMMTES HANDELN versus verwaltete Revolte: Vom Aufstand zur Revolution

Für uns als Anarchist*innen ist unser fortwährender Bezugspunkt die Revolution. Aber die Revolution ist kein Mythos, der einfach so als Bezugspunkt benutzt werden kann. Eben weil sie ein konkretes Ereignis darstellt, muss sie täglich erschaffen werden durch bescheidenere Bestrebungen, die nicht über all die befreienden Charakteristika der sozialen Revolution verfügen. Diese bescheideneren Bestrebungen sind Aufstände. In ihnen öffnet das Aufbegehren der am meisten Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen der Gesellschaft, mit den politisch am meisten sensibilisierten Minderheit den Weg zur möglichen Teilnahme einer zunehmend weiteren Schicht von Ausgebeuteten an einem Fluss der Rebellion, der zur Revolution führen könnte.

Autonome Aktion: Die Selbstverwaltung des Kampfes bedeutet, dass die Kämpfenden in ihren Entscheidungen und Aktionen autonom sind; dies ist das Gegenteil einer Organisation der Synthese, die immer versucht, die Kontrolle über den Kampf zu übernehmen. Selbstverwaltete Kämpfe sind naturgemäß unkontrollierbar, wenn sie über das soziale Terrain verbreitet werden.

3. UNKONTROLLIERBARKEIT versus verwaltete Revolte: Die Verbreitung des Angriffs

Es ist niemals möglich, das Resultat eines spezifischen Kampfes im Voraus zu erkennen. Sogar ein begrenzter Kampf kann die unerwartetsten Konsequenzen haben. Den Übergang von den verschiedenen Aufständen zur Revolution kann durch keine einzige Methode im Voraus garantiert werden.

Wovor sich das System fürchtet sind nicht diese Akte der Sabotage selbst, vielmehr deren soziale Verbreitung. Jedes proletarisierte Individuum, das auch nur über die bescheidensten Mittel verfügt, kann seine oder ihre Zielvorstellungen entwerfen, alleine oder gemeinsam mit anderen. Es ist für Staat und Kapital materiell unmöglich, den Kontrollapperat zu überwachen, der über das gesamte soziale Terrain operiert. Alle, die das Netzwerk der Kontrolle wirklich angreifen wollen, können ihren eigenen theoretischen und praktischen Beitrag leisten.

Daher sind kleine, leicht reproduzierbare Aktionen, die einfache Mittel erfordern, die allen zugänglich sind, in ihrer Einfachheit und Spontanität unkontrollierbar. Sie machen sogar die am weitesten vorangeschrittenen Entwicklungen der Aufstandsbekämpfung zum Gespött.

4. PERMANANTE KONFLIKTBEREITSCHAFTversus Mediation mit den institutionellen Kräften

Konfliktbereitschaft sollte im Kampf gegen die Machthaber als permanentes Element gesehen werden. Ein Kampf, dem dieses Element fehlt, wird darin enden, uns in Richtung der Mediation mit den Institutionen zu schieben und gewöhnt sich zunehmend an die Gepflogenheiten des Delegieren und den Glauben an eine illusionäre Emanzipation durch parlamentarische Verordnung; bis zu dem Punkt, an dem wir aktiv an unserer eigenen Ausbeutung teilnehmen.

Es mag unter Umständen individuelle Gründe geben, die Erreichung der eigenen Ziele mit gewalttätigen Mitteln anzuzweifeln. Aber wenn Gewaltfreiheit auf die Ebene eines nicht verletzbaren Prinzips erhoben und die Realität in ‘gut’ und ‘böse’ gespalten wird, dann verlieren die Argumente ihren Wert und alles wird in Begriffen von Unterwürfigkeit und Gehorsam gesehen.

5. ILLEGALITÄT: Aufstand bedeutet nicht nur Banken auszurauben

Aufständischer Anarchismus ist keine Moral des Überlebens: Wir alle überleben auf verschiedene Art, oft im Kompromiss mit dem Kapital, abhängig von unserer sozialen Position, unseren Talenten und Geschmäckern. Wir haben sicherlich moralisch nichts einzuwenden gegen die Verwendung illegaler Mittel, um uns selbst von den Fesseln der Lohnsklaverei zu befreien, um zu leben und unsere Projekte fortzuführen. Aber wir fetischisieren den Illegalismus auch nicht oder machen ihn zu einer Art Religion mit Märtyrern; er ist einfach ein Mittel und oft ein gutes.

6. INFORMELLE ORGANISIERUNG: Keine professionellen Revolutionäre oder AktivistInnen, keine permanente Organisation

6.1. Von der Partei/Gewerkschaft zur Selbstorganisierung: Innerhalb der revolutionären Bewegung gibt es tiefgreifende Unterschiede – Die anarchistische Tendenz hin zur Qualität des Kampfes und seiner Selbstorganisierung, sowie die autoritäre Tendenz hin zu Quantität und Zentralisierung.

Organisierung betrifft konkrete Aufgaben: Daher sind wir gegen die Partei, das Syndikat oder die permanente Organisation, die alle der Synthetisierung der Kämpfe dienen und zu Elementen der Integration für Staat und Kapital werden. Ihre eigene Existenz wird ihr zu ihrem Zweck, schlimmstenfalls gründen sie zuerst die Organisation und finden oder erschaffen im Anschluss den Kampf. Unsere Aufgabe ist es zu handeln, Organisierung ist ein Mittel. Daher wenden wir uns gegen die Delegation von Aktion oder Praxis an eine Organisation: Wir brauchen generalisierte Aktionen, die zum Aufstand führen, nicht verwaltete Kämpfe.

Informelle Organisierung gründet auf einer Anzahl von Genoss*innen, die eine gemeinsame Affinität verbindet; ihr antreibendes Element ist immer die Aktion. Je größer die Vielfalt der Probleme, von denen diese Genoss*innen gemeinsam betroffen sind, desto größer wird ihre Affinität sein. Daraus folgt, dass die reale Organisierung – die effektive Kapazität gemeinsam zu handeln, z. B. zu wissen, wo man sich findet, das gemeinsame studieren und analysieren der Probleme, und der Schritt zur Aktion – immer in Beziehung steht zur real erreichten Affinität und nichts zu tun hat mit Programmen, Plattformen, Flaggen oder mehr oder weniger getarnten Parteien.

6.2. Die anarchistische Minderheit und die Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen: Wir gehören zu den Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen, und so ist es unsere Aufgabe zu handeln. Dennoch kritisieren einige jede Aktion, die nicht Teil einer großen und sichtbaren Bewegung ist als “agieren an Stelle des Proletariats”. Sie raten zu Analyse und warten, anstatt zu handeln. Angeblich sind wir keine Ausgebeuteten an der Seite der Ausgebeuteten; unser Verlangen, unsere Wut und unsere Schwächen sind nicht Teil des Klassenkampfes. Dies ist nichts anderes als eine weitere Trennung zwischen Ausgebeuteten und Subversiven.

Die aktive anarchistische Minderheit ist kein Sklave von Zahlen, vielmehr geht sie weiter gegen die Macht vor, selbst wenn sich die Bereitschaft zum Clash der Klassen innerhalb der Ausgebeuteten auf niedrigem Level befindet. Anarchistische Organisierung sollte daher nicht darauf zielen, die gesamte Klasse der Ausgebeuteten in einer riesigen Organisation zu organisieren und zu verteidigen, um den Kampf von Anfang bis Ende zu sehen, sondern darauf, einzelne Aspekte des Kampfes zu identifizieren und diese zu ihrem Schluss zu tragen, dem Angriff. Wir müssen uns auch von den stereotypen Bildern der großen Massenbewegung und dem Konzept des endlosen Wachstums einer Bewegung entfernen, die alles dominieren und kontrolliert.

7. DAS INDIVIDUUM UND DAS SOZIALE:Individualismus und Kommunismus, ein falsches Problem

Aufstand beginnt mit dem Verlangen von Individuen, aus den eingezwängten und kontrollierten Umständen auszubrechen, dem Verlangen, sich die Kapazität wieder anzueignen, das eigene Leben so zu gestalten, wie man es für passend hält. Das erfordert, dass sie die Trennung zwischen ihnen und ihren Existenzbedingungen überwinden. Wo die Wenigen, die Privilegierten, die Existenzbedingungen kontrollieren, ist es für die meisten Individuen nicht möglich, über ihre Existenz entlang ihrer eigenen Vorstellungen wirklich zu bestimmen. Individualität kann nur dort blühen, wo die Gleichheit des Zugangs zu den Existenzbedingungen eine soziale Realität ist. Diese Gleichheit des Zugangs ist Kommunismus; was die Individuen mit diesem Zugang machen, ist ihre Sache, und derer um sie herum. Folglich beinhaltet wirklicher Kommunismus keine Gleichheit oder Identität von Individuen. Was uns in eine Gleichheit oder Identität des Seins zwingt, sind die sozialen Rollen, die uns im gegenwärtigen System übergestülpt werden. Es besteht kein Widerspruch zwischen Individualität und Kommunismus.

8. WIR SIND DIE AUSGEBEUTETEN,wir sind der Widerspruch: Dies ist nicht die Zeit zu warten Sicherlich, der Kapitalismus dämmt tiefe Widersprüche ein, die ihn zu Prozeduren der Anpassung und Evolution schieben, darauf abzielend, die periodischen Krisen zu vermeiden, die er hervorruft; aber wir können uns nicht darin wiegen auf diese Krisen zu warten. Wenn sie passieren, werden sie willkommen geheißen.

Wie dem auch sei, als Ausgebeutete sind wir der fundamentale Widerspruch für den Kapitalismus. Folglich ist die Zeit immer reif für den Aufstand, gerade so wie wir feststellen können, dass die Menschheit die Existenz des Staates zu jeder Zeit hätte beenden können. Ein Bruch mit der fortgesetzten Reproduktion dieses Systems der Ausbeutung und Unterdrückung war und ist immer möglich.