Was tun bei Hausdurchsuchungen?

Der Text ist dafür da damit ihr gut durch eure eigene Hausdurchsuchung kommt und euren Freund*innen helfen könnt, wenn diese eine Hausdurchsuchung haben. Eine Hausdurchsuchung ist ein extremer Eingriff in eure private Sicherheits- und Wohlfühlzone. Die meisten Betroffenen fühlen sich dadurch stark belastet. Haltet eure Wohnungen daher natürlich auch immer aufgeräumt und schmeißt Sachen weg mit denen ihr schwere Straftaten begangen habt. Also Dinge die für Strafverfolgungsorgane besonders relevant sein könnten. Wir kommen nur gemeinsam gegen ihre Repression an! Stay safe und fühlt euch gedrückt.

Und ansonsten wenn Cops keine Durchsuchungsbeschluss haben: Niemals aufmachen. Weder zum Reden, noch damit sie Fotos aus euren Räumen von der umliegenden Umgebung (bei Verdacht auf Straftaten in eurer Nähe) machen können. Wir sind Tierlieb, aber Schweine haben in der Wohnung nichts zu suchen.

Was tun bei deiner Hausdurchsuchung

1. Bewahre Ruhe. 

2. Rufe sofort eine gut erreichbare Person an, mit der ihr vorher über das Thema geredet habt. Sie soll Anwält*in, Rechtshilfegruppe und Beobachter*innen benachrichtigen und zu dir schicken. Meist geht dies nicht. Bullen stehen schon in der Wohnung, du bist alleine und Zack Handy wird dir weggenommen. Falls ihr noch eins habt benutzt ein Festnetztelefon (damit ihr euer Handy nicht vor Bullen nicht entsperrt) um eure Anwält*in anzurufen. Am besten ist, Lärm im Haus zu machen, damit Mitbewohni (die nicht betroffen sind) oder Nacharn Verstärkung rufen können. 

3. Die Polizei steht vor der Tür:  Frage sie, gegen wen sich die Hausdurchsuchung richtet.  

Frage sie, was der Grund des Durchsuchungsbeschlusses ist. 

Verlange einen Durchsuchungsbeschluss und lies ihn. Lass dir eine Kopie geben. Die wird einem aber oft nicht gegeben, sonder nnur kurz gezeigt.

Beim Grund »Gefahr in Verzug« gibt es keinen Beschluss. 

Erfrage Name und Dienstnummer der*s Einsatzleiter*in. 

4. Lege Widerspruch gegen die Durchsuchung ein und lass diesen protokollieren (unterschreiben).

5. Meist werden Zeug*innen von Bullen selbst mitgebracht. Ander Menschen, die nicht in der Wohnung wohnen, werden im Normalfall nicht durchgelassen bis auf eure Anwält*in. Haltet die Bullen so lange hin bis die kommen, wenn es geht.

6. Verlange, dass nur unter den Augen der*des Beschuldigten und/oder ihrer Vertreter*innen durchsucht wird (ein Raum nach dem anderen, nicht alle gleichzeitig). Nicht verrückt machen lassen, wenn sie es doch machen, was sie in der Regel tun. 

Pass auf!  Durchsucht werden dürfen nur die im Durchsuchungsbeschluss genannten Räume.  Verhindere die Durchsuchungen anderer Räume. Daher habt eure Klarnamen auf euren Türen stehen!

7. Macht ansonsten keine Aussagen! Redet nicht mit den Beamt*innen! Geht auch nicht auf Small Talk oder scheinbar entlastende Aussagen ein! Auch Zeug*innen müssen vor Ort ohne Anwält*in keine Aussagen machen.

8.  Verlange die Versiegelung der beschlagnahmten Papiere und Notizen. Nur die*der Staatsanwält*in darf vor Ort lesen, aber kein*e normale*r Beamt*in. 

Du hast keine Mitwirkungspflicht bei der Durchsuchung. 

9. Die Polizei muss dir ein Durchsuchungsprotokoll aushändigen, in dem die beschlagnahmten Dinge genauestens aufgelistet sein müssen. Kontrolliere das Protokoll in Ruhe. Die Beamt*innen und die von ihnen mitgebrachten Zeug*innen müssen unterschreiben. Du nicht. Wenn nichts beschlagnahmt wurde, muss auch das schriftlich bestätigt werden. 

10. Nach der Hausdurchsuchung: Trefft euch mit euren Freund*innen und fangt damit an:  1. Gedächtnisprotokoll schreiben  2. Einspruch über Anwält*in einlegen, 3. Schadensbilanz erstellen, 4. Bedenke, dass Abhöranlagen angebracht worden sein könnten.Link zu Artikel bei Abhöranlagen

11. Organisiert ein Unterstützer*innen-Plena. Sammelt dabei Informationen, sprecht über mögliche Konsequenzen, auch für eure Zusammenhänge und wie das eure Politarbeit beeinflussen kann. Versuche so viel Arbeit abzugeben wie es geht. Verteilt die Aufgaben:  Ersetzung/Reperatur kaputter Sachen, Organisierung von Soli-Geldern und Antirepressionsarbeit: Also evlt. Öffentlichkeitsarbeit, Demonstrationen und andere Aktionen. Sag klar wenn du etwas nicht willst. Achtet vor allen darauf, dass die emotionale Arbeit und die Repro-Arbeit (Aufräumen und Putzen der Wohnung, Sachen neu kaufen, Soli-Partys organisieren) auch von Cis-Männer übernommen wird. Putzpartys mit Freund*innen können helfen die Bilder zu überschreiben und neue Eindrücke mit der Wohnung zu verbinden.

12. Hausdurchsuchungen können häufig akute Belastungsreaktionen sowie längerfristig traumatische Folgen nach sich ziehen. Lasse erst einmal die Erregung abklingen und such einen ruhigen Ort auf. Solche Reaktionen können Stunden und selten sogar ein bis zwei Tage anhalten. Das bedeutet, dass du auf dich besonders Acht geben solltest. Beispielsweise indem du an vertraute Orte gehst, an denen du dich in dem Moment wohlfühlst. Umgib dich auch nur mit Menschen bei denen du dich wohlfühlst, also Distanz zu dem Erlebten, Trost und Zuspruch erfährst. Wenn sie dir Vorwürfe machen oder die Schuld bei dir suchen, sind sie im Moment der*die falsche Ansprechpartner*in. Denkt im Vorfeld drüber nach, was ihr brauchen könntet, weil es in der Situation überfordernd sein kann. 

13. Achte dennoch auch darauf, dass du (frühzeitig beginnst), dich mit dem Erlebten auseinanderzusetzen. Beim Verfassen des Gedächtnisprotokolles könnte es hilfreich sein, deine empfundenen Emotionen und Gedanken zu notieren. Es ist dadurch wahrscheinlicher, dass du deine Erinnerung auf Dauer weniger verzerrst und katastrophisierst. Setze dich damit aber auch nicht unter Druck! Du solltest dir nach dem Erlebten definitiv Zeit für dich nehmen – hole dir gegebenfalls einen gelben Schein, für eine kleine Auszeit. Das eigene Tempo mit der Auseinandersetzung ist wichtig. Die Gefahr Emotionen weg zudrücken und einfach zu funktionieren ist später gefährlich. Nehme dir Zeit für Selfcare mit gewohnten, entspannenden Momenten. Nimm eher weniger Drogen und Alkohol, sondern nimm dir eher bewusst Zeit für dich. Gehe dafür in gewohnter Umgebung spazieren, mache deinen üblichen Sport und schaue deine Lieblingsfilme und Serien. 

14.Auch wenn es schwer fällt, sei eher wieder in deiner Wohnung, damit dies kein Ort wird an dem du dich unwohl fühlst. Ein extremes Erlebnis wird eine posttraumatische Belastung, wenn ihr anfangt bestimmte Sachen die mit dem Ereignis in Verbindung stehen zu meiden und euch ständig selbst Vorwürfe macht. Das Aufsuchen von Orten, an denen Traumata stattgefunden haben, kann aber auch sehr belastend sein und sollte eher mit Hilfe von Therapeut*innen stattfinden. Es ist daher auch voll fine, die Wohnung zu wechseln oder umzuziehen, wenn es nicht anders geht. Macht euch möglichst keinen Druck. Es ist normal, wenn man sich im Nachgang eines solchen Erlebnisses überlastet fühlt. 

15.Lasst euch von der Leistungsgesellschaft nicht unter Druck setzten lassen bloß wieder zu funktionieren. Dies erhöht den Stress und ist für euch nicht förderlich.

Was tun wenn Gefährt*innen von Hausdurchsuchungen betroffen sind?

1. Bleib in der Nähe und biete deine Hilfe an, ohne sie aufzudrängen. Sei ruhig und warmherzig zu der Person. Es ist gerade eine extreme Stresssituation und Einbruch in deren Wohnung passiert.

2. Berührungen und Umarmungen können wichtig sein – manchmal sind sie jedoch unangemessen. Wenn man sich nicht sicher ist: Berührungen lieber vermeiden oder fragen, ob sie erwünscht sind.

3. Einfach und klar sprechen. Gib Informationen dosiert weiter. Frag nach aber press die Person auch nicht aus. Es kann helfen, so etwas mehrfach zu erzählen, aber auch ab einem Punkt überlasten. Wenn ihr das merkt, fragt nicht mehr nach und beantwortet neu hinzukommenden Genos*innen deren Fragen, falls immer die gleichen Fragen kommen.

4. Nehmt euch zurück und überrolt die betroffene Person nicht, übt stattdessen aktives Zuhören (offene und ruhige Körperhaltung, Emotionen zeigen, Stille zulassen, Nachfragen für Informationen ohne Suggestivfragen, eher Drang nach Sprechen widerstehen und Zusammenfassen um Verständnis zu signalisieren. Fragt die Person, ob sie eure Meinung oder Ratschläge interessiert, statt sie einfach zu sagen). Aufgrund der potentielle Überlastung kann es angebracht sein, die Person nicht nur offen zu fragen, was sie braucht, sondern einige Vorschläge zu machen, was ihr eventuell gut tun könnte (wenn ihr die Person gut kennt).

5. Setz euch zusammen und überlegt wie ihr vorgeht nach der Hausdurchsuchung. Bedenkt zuerst die Punkte: 1. Gedächtnisprotokoll schreiben  2. Einspruch über Anwält*in einlegen, 3. Schadensbilanz erstellen, 4. Bedenkt, dass Abhöranlagen angebracht worden sein könnten.

6. Organisiert ein Unterstützer*innen-Plena. Sammelt dabei Informationen, sprecht über mögliche Konsequenzen, auch für eure Zusammenhänge und wie das eure Poitarbeit beeinflussen kann. Kümmert euch um die Sachen die kaputt gegangen sind, organisiert Soli-Geldern und Anti-Repressionsarbeit (wie Öffentlichkeitsarbeit, Demos organisieren, andere Aktionen). lso gebt den Schweinen eine gepfefferte Antwort darauf! Aber geht auch immer danach was die betroffene Person will.  Am beste trefft ihr euch daher schon an dem Tag oder danach. Sprecht gut ab wer welche Aufgaben übernimmt. Achtet vor allen darauf, dass die emotionale Arbeit und die Repro-Arbeit (Aufräumen und Putzen der Wohnung, Sachen neu kaufen, Soli-Partys organisieren) auch von Cis-Männer übernommen wird. Grunsätzlich ist es aber immer sinnvoll die Arbeit zu machen, die liegen bleibt, dass kann je nach Umfeld anders von von Putzen bis zur Sponti.

7. Räumt dann gemeinsam auf. Helft beim Putzen und Waschen. Manche Menschen können Ekel empfinden, dass fremde Menschen ihre Sachen durchwühlt haben.

8. Versucht für die Person da zu sein aber lasst ihr auch ihre Ruhe. Gebt keine unhaltbaren Versprechen ab, sondern seit euch selbst über eure Kapazitäten im Klaren.

9. Wenn ihr merkt, dass sich eine traumatische Reaktion anbahnt: Die Gefühle und Wahrnehmungen der Betroffenen akzeptieren und auf entsprechende Signale achten; bestätigt negative Gefühle (wie Schuldzuweisung oder Angstzustände) aber nicht. Also seid verständlich, wenn die Person Angst vor erneuten Hausdruchsuchungen hat. Angst ist eine  natürliche Reaktion auf ein bedrohliches Szenario. Wenn die Person aber denkt, dass ständig eine Hausdruchsuchung passieren kann, bestätigt dies nicht. Ein Umzug kann okay sein. Wenn es klappt, versucht den Ort an dem die Stresssituation, als odie Wohnung der Personneu positiv zu konnotieren. Es sollte sich keine Angst vor einer neuen Hausdurchsuchung entwickeln. Wichtig ist auch, dass die Person aus dem Schockzustand wieder in Routine zu kommt. Setzt aber auch niemanden unter Druck. Es ist sehr verständlich und eher die Regel, dass die Person sich in ihrer Wohnung nicht mehr wohlfühlt.

10. Redet mit der Person über das Erlebnis, wenn die Person es möchte. Fragt die Person eventuell, ob ihr das Reden über das Erlebte zu viel ist und fragt sie nach ihren Bedürfnissen diesbezüglich. Manche Menschen fangen an jeder Person davon zu erzählen, dadurch verselbständigen sich Erinnerungen und Traumata entstehen. Im Normalfall reden aber Menschen aber eher zu wenig über traumatische Erlbenisse, dadurch verzerren sich auch schnell Erinnerungen. Kurzgefasst: Redet darüber mit der Person wenn die Person es will. Wenn die Person es jedem neuen Kontakt bei der ersten Begegnung erzählt, wird es bedenklich. Davon ausgenommen ist natürlich das Erzählen des Vorfalls um andere Menschen aus Repression-Technischen Gründen zu warnen.

11. Wenn ihr merkt, dass die Person nicht darüber hinwegkommt, helft ihr einen Therapeut*in zu finden. Setzt euch am besten einen Vormittag gemeinsam hin und seid dabei wenn die Person 20-30 Therapeut*innen anruft. Oft hilft zuerst eine Verhaltenstherapie. Wendet euch auch an die psychosoziale Beratungsstelle einer lokalen Universität – dort bekommt ihr wesentlich schneller Termine und vor allem professionelle Betreuung. Dies können nicht ausgebildete Personen nicht leisten und ist verständlicherweise für viele Menschen auch zu viel. Alternativ könnt ihr euch auch an ein autonomes Beratungskollektiv wenden (in Leipzig: Autonomes Beratungskollektiv und Out of Action).

Weitere Tipps zum Umgang mit Traumata:

https://www.gesundheitsinformation.de/welche-unterstuetzung-ist-unmittelbar-nach-einem-trauma-sinnvoll.html

http://psychotraumatologie.de/selbsthilfe/ueberwinden.html